„Wir sind hier gute Freunde geworden“

Abschiede, Erfolgsstatistiken und feuchtfröhliche Partys bestimmen Rückkehr der Handballer der HSG Pohlheim in 3. Liga mit

HOLZHEIM (am). Meisterschaften schreiben in der Regel Geschichten. Vielschichtige und unterschiedliche, aber meist interessante Geschichten. So auch der frisch errungene Oberligatitel der Handballer der HSG Pohlheim durch den 27:21-Erfolg im letzten Spiel der Saison 2021/22 gegen TuSpo Obernburg im Fernduell mit der MT Melsungen II, wodurch die Blau-Weißen in die 3. Liga aufsteigen.

Vor allem in Erinnerung bleiben werden den rund 550 begeistert mitgehenden Zuschauern in der Sporthalle Holzheim die Jubelszenen und Siegesgesänge nach dem Abpfiff, als Konfetti und Papierschnipsel vermengt mit Bier- und Sektfontänen den Hallenboden bedeckten. Etwas ruhiger wurde es aber kurz darauf, als die Gastgeber mit Dennis Weisel einen ihrer Leistungsträger verabschiedeten. Der bald 35 Jahre alte Linksaußen, aus dem Stammverein TV Holzheim hervorgegangen und seinen Farben immer treu geblieben, will in Zukunft kürzer treten. Doch hat sich „Wiesel“ Weisel bereit erklärt, als Standby-Spieler auszuhelfen, wenn auf dem linken Flügel Not am Mann ist. Diese Rolle des Standby-Spielers bekleidete zuletzt der ein Jahr ältere Rückraumakteur Daniel Hirz, der ebenfalls vom HSG-Vorsitzenden Patrik Marsteller verabschiedet wurde. Hirz hat das Handballspiel über bei den TV Watzenborn-Steinberg bei der JSG Limes und SG Pohlheim gelernt und zählte ebenfalls über lange Jahre zum Stammpersonal der HSG Pohlheim.

Weisel und Hirz eint, dass beide schon einmal Drittliga-Luft schnuppern konnten. Denn von 2007 bis 2013 waren die Mittelhessen ebenfalls in der Drittklassigkeit beheimatet, erst in der Regionalliga Südwest, dann in der neu geschaffenen 3. Liga. Zudem spielte der HSG-Vorgänger TV Holzheim von 1980 bis 1987 auf Regionalliga-Ebene.

Ebenfalls verabschiedet wurde Trainer Jens Dapper, der seit 2007 bei den Polheimern das sportliche Sagen hatte, seinerzeit mit dem Ziel, den jetzt erreichten Aufstieg zu schaffen. Zuletzt war Dapper etwas in den Hintergrund getreten, als Andreas Lex vom Spieler zum Trainer mutiert war und auf der Bank die Führungsrolle übernommen hatte. „Hier in Pohlheim stimmt das Umfeld“, lobte der Grünberger Dapper, „und mit Andi und mir hatten wir ein extrem harmonisches Trainerteam. Wenn man wie wir so auf einer Wellenlänge ist, dann kommt so etwas dabei heraus“, strahlte er bei seinem (vorerst) letzten sportlichen Erfolg, ehe er den beruflichen Anforderungen den Vorrang gibt.

Dabei verriet Dapper, dass er der HSG Pohlheim dankbar sei, dass er ihn mit Andreas Lex zusammengebracht habe. Denn in ihrer Spielerzeit hätten sie sich nicht näher gekannt. Beim heimischen Oberligisten seien sie zu „guten Freunden“ geworden.

Zum ungewohnt lauten Anpeitscher wurde Thimo Wagner. Denn der flinke Rechtsaußen stimmte mit Fans und Spielern das obligatorische „Humba“ an. HSG-Kapitän Jan Wüst beleuchtete bei seinem Dank an die heimischen Zuschauer eine andere Facette des Erfolgs: „Diesmal haben wir das geschafft, was mir uns schon Jahre lang vorgenommen haben: Wir sind zu Hause ungeschlagen geblieben.“ Woran der Routinier zusammen mit seinem Torhüter-Partner Jannik Schlegel auch gegen Obernburg maßgeblichen Anteil hatte.

Überhaupt verloren die Pohlheimer im Saisonverlauf nur drei Begegnungen. Neben dem grottenschlechten 27:28-Ausrutscher beim mittlerweile abgestiegenen Lokalrivalen HSG Wettenberg nur die Spitzenbegegnungen gegen die Hauptrivalen MT Melsungen II und TSG Offenbach-Bürgel, mit 32:33 und 25:26 jeweils denkbar knapp.

Auch das wurde am Samstag (und in den folgenden feucht-fröhlichen Stunden bis in den Montag hinein) erst an der Halle und dann auf dem Dorfplatz an der Linde gebührend gefeiert. Aber das sind schon wieder ganz andere Geschichten.