Die Gründerzeit des Hausener Handballs

Schon in der Antike gab es handballähnliche Spiele, die Griechen nannten diese Freizeitbeschäftigung „Harpaston“, die Römer „Harpastum“, was so viel wie „kleiner fester Fangball“ bedeutete. Über die Jahrhunderte entwickelten sich daraus verschiedenste Ball- und Fangspiele, bis der Berliner Oberturnwart Max Heiser den 29.Oktober 1917 zum Geburtstag des Handballs machte. Zum ersten Mal gab es feste Regeln, mit 71 cm Durchmesser einen sehr großen Ball, Körperkontakt war noch nicht erlaubt. Im Übrigen war das Spiel nur für Mädchen und Frauen gedacht, weil der Erfinder der Meinung war, dass Fußball für das weibliche Geschlecht keine geeignete Sportart sei, aufgrund des hohen Verletzungsrisikos. 2 Jahre später veränderte der Berliner Sportlehrer Carl Schelenz das Handballspiel, der Ball wurde kleiner und handlicher, Zweikämpfe waren nun erlaubt, und ab jetzt durften auch Knaben und Männer mitspielen.

Das ist die offizielle Version. Der richtige Handballsport jedoch, wie wir ihn heute kennen, wurde vor rund 90 Jahren in Mittelhessen, wahrscheinlich in Hausen, erfunden. Handball begeistert seit Jahrzehnten das halbe Dorf, Frauen und Männer, Klein und Groß, Jung und Alt. Er ist nicht nur Freizeitbeschäftigung oder sportliche Betätigung, er steht auch für Gemeinschaft, geselliges Vereinsleben, und vielerorts entwickeln sich durch die Liebe zur kleinen Lederkugel auch Freundschaften fürs Leben. Vor allem Letzteres zeichnet den Handballsport besonders aus, was in der Natur der Sache liegt, denn hier wird grundsätzlich eine 3.Halbzeit gespielt, auch wenn das nicht in den Regeln von Carl Schelenz festgeschrieben war.

Das erkannte schon Otto Schardt, älteren Hausenern auch noch als „Ottsch“ bekannt, in den 1920er Jahren. Als 17-jähriger spielte er zunächst bei den Garbenteicher Männern, um im Mai 1930 mit einigen gleichgesinnten jungen Hausener Burschen die Handballabteilung des TV 1864 Hausen zu gründen. Die erste Handballmannschaft des Hausener Turnvereins war ins Leben gerufen.

Das erste Spiel am 6.Juni 1930 in Albach ging mit 1:13 Toren verloren. Doch ließen sich die jungen Burschen nicht unterkriegen, nach dreimonatiger Pause trat man am 14. September 1930 gegen die ebenfalls gerade gegründete Mannschaft von Wißmar an. Von da an beteiligten sich die Hausener Handballer an den Verbandsrunden des Lahn-Dünsberg-Gaues.

Die Anfangsjahre der noch jungen Handballabteilung waren in einer ohnehin turbulenten Zeit in vieler Hinsicht schwer. Zum Beispiel reichten die Zuschauereinnahmen geradeso aus den Schiedsrichter zu bezahlen, dessen Honorar stolze 2 Reichsmark betrug. So waren unsere Handballpioniere stolz, als sie bei einem Freundschaftsspiel gegen Kickers Offenbach sechzehn Reichsmark eingenommen hatten, und somit für weitere acht Spiele das Schiedsrichtergeld bezahlen konnten.

Mobilität bedeutete damals für die jungen Hausener, zu Auswärtsspielen mit dem Fahrrad bis zu 40 km über Feld- und Waldwege zur Spielstätte des Gegners zu radeln, egal bei welchem Wetter, im Spiel alles zu geben, um anschließend dieselbe Strecke wieder zurück zu radeln. Und zwar mit der Technik von vor 100 Jahren, also ohne Gangschaltung und Akku, nach heutigen Maßstäben unvorstellbar.

Wir danken unserem Redakteur Matthias Weber für diesen Artikel.

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