110 Jahre: TV Holzheim blickt auf vielfältige Geschichte zurück

Von Michael Bender

HOLZHEIM – Dem Deutschen Turnfest im Jahr 1908 verdankt der TV Holzheim seine Gründung und Existenz. Auf dieses Datum kann auch der TV Holzheim in diesem Jahr mit Stolz zurückblicken, denn er wurde am 1. August 1908 gegründet und präsentiert sich heute als attraktiver Breitensportverein, dem Vorsitzender Albert Mehl vorsteht. Der 110. Geburtstag wird mit dem Festkommers am Samstag, 9. Juni, ab 19.30 Uhr in der Kulturellen Mitte gefeiert. „Das wird ein lockerer Abend mit Vorträgen und Grußworten und ganz besonders mit vielen Ehrungen“, sagt Vorsitzender Mehl und weist daraufhin, dass einige Ehrungen nachzuholen sind. So groß und mit vielfältigen Aktivitäten wie die Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag wird die Festveranstaltung allerdings nicht.

 

Weil der Abend auch ganz besonders den Mitgliedern gewidmet wird, spielt die „GieBrassKa“ aus Gießen auf. „Die Gießener Brass-Kapelle verbindet Wortwitz mit Ska, Gypsy-Swing, Balkan- Punk, Gangster-Hip Hop und bayerischer Volksmusik“, so wird sie beschrieben und garantiert beste Stimmung für den lockeren Teil des Kommersabends.

Vorsitzender Albert Mehl freut sich schon jetzt darauf und sagt stolz zum Auftritt der „Gießener Brass-Kapelle“: „Das ist ein musikalisches Geschenk für unsere Mitglieder.“

Eingeladen sind Pohlheims Bürgermeister Udo Schöffmann, der aber wegen Verhinderung voraussichtlich durch Stadtrat Jakob Ernst Kandel vertreten wird, und Ortsvorsteher Ulrich Engel, die Grußworte sprechen. Es wird auch auf die Vereinsgeschichte geblickt und besondere Ereignisse werden noch einmal in Erinnerung gerufen. Aber wie schon eingangs erwähnt: Die Würdigung der Mitglieder, ohne die das Vereinsleben nicht stattfinden würde, soll bei dem locker-fröhlichen Abend im Mittelpunkt stehen. Der Abend soll gewissermaßen ein „Dankeschön“ an die Mitglieder sein.

Im Herbst – der Termin steht wegen der zu erwartenden Hallenbelegung ebenfalls noch nicht fest – soll es eine Breitensportpräsentation geben und am 15. August dürfen sich die Handballer der HSG Pohlheim, zu deren Stammvereinen der TV Holzheim gehört, auf das Gastspiel des Bundesligisten MT Melsungen mit dem aus Holzheim stammenden Timm Schneider freuen.

Der Blick zurück zeigt, dass sich im Jahr 1908 55 junge Männer aus Holzheim durch die Euphorie des wenige Tage zuvor beendeten Deutschen Turnfestes in Frankfurt am Main anstecken ließen. Sie schlossen sich zusammen und gründeten am 1. August 1908 den „Turnverein Holzheim“. Das handgeschriebene Gründungsprotokoll liegt noch vor und ist in der Festschrift von 2008 abgedruckt.

Nach dem Männerturnen aus dem Gründerjahr gab es im Jahr 1933 auch eine Damenriege im Turnen. Der Euphorie der Vereinsgründung folgten dennoch auch schwere Zeiten. Die Mitglieder hatten die schlimmen Folgen beider Weltkriege zu verkraften. Nach all diesen Wirren wurde am 17. Februar 1948 wieder zu einer Generalversammlung eingeladen, um das Vereinsleben „wieder zu beleben“. Bis heute gehören dem TV rund 550 Mitglieder an. Dies ist gut ein Fünftel der Holzheimer Bevölkerung. Zur Gründungszeit lag dieser Wert bei einem Zwanzigstel der Holzheimer Bevölkerung.

Karl-Heinz Hock rief im Jahr 1967 die Frauenhandball-Abteilung ins Leben. Seit 1971 gehört auch die bis dahin eigenständige Frauen-Gymnastikgruppe zum Verein. Unverzichtbar gehören mittlerweile sogar vier Frauensportgruppen zum Jubiläumsverein. Aerobic, Mutter-Kind-Turnen, Kinderturnen mit bis zu 30 Kindern, Badminton und die HFF (Holzheimer Faschingsfrauen), die beim TV angesiedelt sind, sorgen heutzutage für viel Abwechslung und Geselligkeit und machen aus dem nach außen oft als „reiner Handballverein“ erscheinenden TV Holzheim einen echten Breitensportverein.

Turnen der Erwachsenen spielte beim TV Ende der 1960er Jahre bald keine Rolle mehr, das Tischtennisspiel kam zum Erliegen, die Aktivitäten in der Leichtathletik ließen ebenfalls nach. Dafür dominierte nach seinem Vorläufer Faustball nach und nach das Handballspiel. Und dies mit einer deutlichen Förderung auch im (zumindest männlichen) Jugendbereich. Und das bis heute und mit zum Teil großen nationalen Erfolgen. Zwar wird seit dem Jahr 2001 unter dem Namen der HSG Pohlheim gespielt, das schadet aber der Begeisterung nicht, zumal die Spiele in der Sporthalle Holzheim stattfinden.

Mutter-Kind-Turnen seit 1971 in der Turnhalle der Regenbogenschule sowie weitere Tanzgruppen dominieren ebenso wie Kinderturnen bei „Bewegung und Sport“. Auch Integration von Vertriebenen und Zugezogenen funktioniert beim TV Holzheim. Zumindest, so lange dies „die Neuen“ auch wollen, wie es Vorsitzender Mehl unterstreicht.

Anfang der 1950er Jahre wurde in Eigenleistung beispielsweise der Bau des Sportheims am heutigen Sportplatz auf dem Galgenberg oberhalb der Straße nach Dorf-Güll in Angriff genommen. In der „Taverne Saloniki“ befindet sich die Vereinsgaststätte. Wintervergnügen, Geselligkeit, Vereinsfahrten und Gemeinschaft waren seit jeher feste Bestandteile im Vereinsleben.

Allerdings wären beispielsweise die Freundschaften mit anderen Vereinen aus Nah und Fern nicht möglich, wenn sich nicht so viele Menschen als Ehrenamtliche in den Dienst des Vereins, besonders natürlich im „Innenleben“, stellen würden und damit ganz wesentlich für ein lebendiges Vereinsleben sorgen würden. Dessen ist sich Vorsitzender Mehl ebenfalls sicher. So würde die Aufzählung all derer, die in vielerlei Funktionen für den Verein da waren und sind, den Rahmen sprengen.

Elf Sparten gibt es von den Kleinkindern und dem Mutter-Kind-Turnen und bis hin zur Frauengymnastik und vielem mehr.

Quelle: Giessener Anzeiger