Torwart der HSG Pohlheim im U21-Tor Griechenlands

Handball 13.01.2017

POHLHEIM – Während sich seine Teamkameraden von der HSG Pohlheim in Trainingseinheiten auf den Start der Rückrunde vorbereiteten oder die erste Mannschaft beim Marius-Naidin-Gedächtnisturnier in Krofdorf unterstützten, war Aristotelis Moutopoulos über 1500 Kilometer entfernt. Für die U21 seines Heimatlandes Griechenland bestritt der Torhüter des Bezirksoberliga-Teams zeitgleich im serbischen Gornji Milanovac die Qualifikationsspiele zur Weltmeisterschaft 2017. Und auch wenn es letztlich nicht zur Teilnahme an den Titelkämpfen in Algerien reichte, waren die letzten Tage für den 20-Jährigen doch etwas Besonderes.

Anfang der vergangenen Woche ging es für Moutopoulos erst einmal vom Frankfurter Flughafen nach Thessaloniki, der zweitgrößten Stadt Griechenlands, wo in den ersten Tagen einige Trainingseinheiten anstanden. Das griechische Nationalteam speist sich zumeist aus Spielern, die in ihrem Heimatland am Ball sind, manche stießen auch aus Zypern hinzu. Neben dem Pohlheimer war mit Efthyinios Iliopoulos, der für den Zweitligisten Empor Rostock aufläuft, nur ein weiterer Akteur aus Deutschland im Kader.

Der erste Kontakt zum Nationalteam hatte sich für Moutopoulos, der bei der HSG Lollar/Ruttershausen mit dem Handballsport begann und später zum TV Hüttenberg wechselte, bei einer Partie der Bundesliga-A-Jugend des TVH in Gummersbach ergeben. Fortan standen der Torhüter und Nationaltrainer Stelios Seirekidis in Kontakt. Bei einem Trainingscamp in Griechenland, zu dem Moutopoulos eingeladen wurde, wusste er zu überzeugen.

So nominierte ihn der Junioren-Coach bereits im vergangenen Jahr für die EM-Qualifikationsspiele der U20 in Georgien und nun auch für das WM-Qualifikationsturnier. „Das ist natürlich eine besondere Ehre, für mein Land zu spielen und macht mich natürlich sehr stolz“, sagt der an der THM in Gießen Betriebswirtschaftslehre studierende Keeper.

Ende vergangener Woche ging es dann von Thessaloniki nach Gornji Milanovac, wo binnen drei Tagen drei Partien gegen den Gastgeber, Island und Litauen anstanden. Drei der vier Teams wohnten sogar im gleichen Hotel, was bei Handballern allerdings keinen ungewöhnlichen Umstand darstellt. „Das war überhaupt kein Problem. Wir sind aber leider in eine richtig gute Gruppe gelost worden, aus der sich zudem nur der Erste für die Weltmeisterschaft qualifiziert hat“, berichtet der 20-Jährige.

Was sein griechisches Team nicht daran hinderte, gleich in der Eröffnungspartie die gastgebenden Serben mit 23:20 zu bezwingen. „Das war eine klasse Teamleistung unserer Mannschaft. Wir wurden bei Ballbesitz fast immer ausgepfiffen, haben uns dank unseres großen Kampfgeistes aber verdientermaßen den Sieg erkämpft. Und auch gegen die favorisierten Isländer waren wir über 45 Minuten lang auf Augenhöhe und führten sogar mit einem Tor. Wir waren echt nah dran“, erzählt Moutopoulos.

Zwei doppelte Zeitstrafen und ein 5:0-Lauf des Gegners ließen die Griechen allerdings das letztlich entscheidende zweite Spiel verlieren. Und trotz einer erneut guten Leistung mussten sich die Hellenen auch Litauen im letzten Match beugen. „Es war wirklich in allen Partien knapp. Wir hätten es schaffen können, aber letztlich haben uns hier und da ein paar Kleinigkeiten gefehlt“, bedauert der Nachwuchs-Keeper.

Eine WM-Teilnahme wäre für Griechenland einer Sensation gleichgekommen. Zwar waren die Südeuropäer zuletzt 2011 dabei, da sie als Ausrichter gesetzt waren, sportlich qualifizieren für die Titelkämpfe konnten sie sich seit 1999 nicht mehr.

Für „Ari“ Moutopoulos waren es zugleich die letzten Auftritte im Junioren-Nationalteam, was aber nichts mit seiner Leistung zu tun hat. Es liegt schlichtweg am Alter. „Wenn ich meinen Weg im Verein gehen sollte, schaffe ich ja vielleicht in ein paar Jahren den Sprung in das Männerteam Griechenlands. Das wäre natürlich das Größte“, womit Moutopoulos direkt auf seine nahe Zukunft zu sprechen kommt. „Das Wichtigste für mich ist, mir aber erst Etappenziele zu setzen. Zunächst möchte ich in Pohlheim eine starke Rückrunde spielen und bei ,Tomek‘ (Tomasz Jezewski, Trainer der HSG-Oberliga-Mannschaft, Anm. d. Red.) auf mich aufmerksam machen. Dafür trainiere ich aktuell jeden Tag. Wenn ich nicht in der Halle stehe, arbeite ich im Kraftraum. Man muss für seinen Traum auch etwas tun“, weiß der Torhüter, dass er sich weiterentwickeln muss, um eines Tages das Trikot des Männer-Nationalteams Griechenlands zu tragen.

Ab dem Wochenende steht für den Pohlheimer Torhüter wieder der Liga-Alltag auf dem Programm. Zumindest Reisestrapazen muss Moutopoulos dann aber nicht befürchten, denn sein Team startet heute mit einem Heimspiel gegen die HSG Mörlen in die Rückrunde. In Holzheim und nicht in einer schwer auszusprechenden serbischen Stadt.